Wenn man Roland Damann fragt, wie er zu SPRIND kam, kann er sich begeistern: „Ich habe den Podcast Start-up-DNA gehört, in dem Rafael Laguna mit Unternehmer Frank Thelen über SPRIND gesprochen hat. Ich fand das gut, neu, und ziemlich inspirierend. Also habe ich mich gleich mit meinem Projekt bei SPRIND gemeldet. Irre war allerdings, dass ich schon am nächsten Tag eine Antwort erhalten habe.“

Aber fangen wir vorne an, werfen wir einen kurzen Blick auf Damanns rastloses Leben als leidenschaftlicher Ingenieur, Erfinder, Unternehmer und Weltreisender in Sachen Wasserqualität: In den 1980ern entwickelte er ein Sauerstoffeintragssystem, das die Aquakultur und Fischzucht weltweit revolutionierte. In den 1990ern avancierte er mit seiner Ingenieurfirma zum Experten für Schmutzwasserbehandlung durch Flotation, ein Verfahren, das auf den ersten Blick schon im Mittelalter bekannt war. Das Prinzip – hydrophobe Partikel lagern sich an Gasblasen an und werden von ihnen an die Oberfläche transportiert – hat sich nicht verändert und Damann hat daraus eine hochenergieeffiziente und perfekt regelbare Mikroflotation mit über 350 Referenzen in über 50 Ländern geschaffen, die diesen Begriff mit perfektem Inhalt füllt.

Für seinen unermüdlichen Einsatz, diese Mikroflotation zum Standard für Abwasserbehandlung zu machen, ist er unter anderem mit dem Innovationspreis Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. Was er aber nicht als Ruhekissen, sondern als Anfeuerung und Verpflichtung begreift. Aus dem kleinen Paderborn heraus denkt Roland Damann groß: „Wir müssen Mikroflotation noch intelligenter machen.“

Testlabor

Die große neue Idee, die Roland Damann umtreibt: Mikroflotation direkt in Seen, Flüsse und Meere bringen

Roland Damann und sein Team

DIE INNOVATION: MIKROBLASEN GEGEN MIKROPLASTIK

Nüchtern betrachtet ist es so: Mikroflotationssysteme funktionieren hervorragend, aber nur, indem man sie „neben ein Gewässer stellt“. Man muss das Wasser aus Seen oder Meeren herauspumpen bzw. isolieren, um es zu reinigen. Für überschaubare Wassermengen (von Kommunen und Industrieanlagen) genial, für Großgewässer und ihre Riesenverschmutzungsprobleme leider irreal. Bis jetzt.

Die große neue Idee, die Roland Damann umtreibt: Mikroskopisch kleine Luftbläschen direkt und autonom in Regenrückhaltebecken, Seen, Flüsse und Meere zu injizieren. „Wir werden u.a. ein kompaktes Schwimmmodul als Träger aufs Wasser setzen. In der Mitte des Rings produzieren wir bei einem minimalen Energieaufwand Mikrobläschen mit einem Durchmesser von 10 bis 50 Mikrometern, das ist etwa ein Drittel eines Haars. Sie bilden eine nebelartige Blasenwolke mit extrem hoher Dichte, zwei Millionen Blasen pro Liter, die alle ganz langsam aufsteigen, dabei auch feinste Mikroplastikpartikel wie ein Magnet anziehen, festhalten und an die Oberfläche transportieren. Dort ziehen wir alles ab – und haben dann so gut wie 100 Prozent schwebstoff– und dann auch mikroplastikfreies Wasser. Ohne Chemie, wartungsfrei, mit extrem geringem Energieaufwand. Dabei zielen wir speziell auf feinste Verunreinigungen, wie zum Beispiel Reifenabriebe und die extremen Feinstkunstoffpartikel, im Wasser ab.

Roland Damann und sein Team arbeiten derzeit intensiv an einem schwimmfähigen Prototypen, um hydraulische Studien im offenen Wasser durchzuführen.

Mikroflotation im Labor
Mikroflotationssystem

Um dieser zum Durchbruch zu verhelfen, wurde im April 2021 mit Unterstützung der SPRIND die MicroBubbles GmbH gegründet – und seither ist viel passiert. Nicht nur soll der Schwimmring-Prototyp im Herbst 2022 seinen Stapellauf erleben. Auch das Team mit einer für den Bereich Umwelttechnik geradezu sensationellen Frauenquote von 40 Prozent ist angewachsen auf elf Mitarbeiter:innen, die ihre vielfältigen Fachkenntnisse zum Beispiel aus den Bereichen Anlagenbau, Meteorologie, Ozeanografie, Maschinenbau sowie Kunststoff- und Verfahrenstechnik mit großer Leidenschaft einbringen. Dafür entstand im Inventors’ Labspace in Bad Lippspringe in der Nähe von Paderborn auch der richtige Rahmen: eine 400 Quadratmeter große Laborfläche inklusive Versuchswerkstatt. „Dort können wir nun Experimente im skalierbaren Maßstab vornehmen, kreativ sein, testen und noch besser an praktischen Umsetzungen arbeiten“, ist Damann begeistert.

Auf einer weiteren Testfläche auf dem Gelände des Stadtentwässerungsbetriebs Paderborn kann das Team seine Technik zur Elimination von Mikroplastik aus Abwasser ebenfalls ab Herbst 2022 in der Praxis unter Beweis stellen. Drei Labor- und Büro-Container mit Messtechnik und eine Pilotanlage sind dann zur Untersuchung von Abwasserströmen in Betrieb. An einer zweiten Pilotanlage in Bad Lippspringe wird ab dem gleichen Zeitpunkt Oberflächenwasser untersucht.

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„Ich kann zum ersten Mal etwas machen, wovon ich wirklich überzeugt bin. Und bei dem nicht der wirtschaftliche Erfolg der Treiber ist, sondern allein der Erfolg der Idee.“

All das betrifft noch immer den Kern der ursprünglichen Idee, doch MicroBubbles will noch viel mehr Neues wagen und künftig ein ganzes Ökosystem etablieren: „Einfach nur die Technik bereitzustellen, reicht nicht aus. Deswegen werden wir auch überhaupt erst Wege und Instrumente finden, die Mikroplastik-Hotspots zu identifizieren, um die Mikroflotation dann dort zum Einsatz zu bringen.“ Das Ökosystem zu verändern, bedeutet dabei für Damann und sein Team auch, frühestmöglich einen Wandel zu bewirken: „Wir müssen mehr Bewusstsein für Plastikverbrauch und Konsum schaffen und dazu beitragen, sie zu reduzieren.“ Eine weitere Vision ist zudem, eine Wissensdatenbank als riesigen Datenlieferant rund um Plastik und Mikroplastik zu entwickeln.

Nicht zuletzt haben sich Damann und seine ambitionierten Mitarbeiter:innen eine Global Water Strategie auf die Fahne geschrieben: „Eine halbe Milliarde Menschen hat keinen Zugang zu Trinkwasser und erhält Wasser zum Teil aus Trinkbeuteln, die immens viel Plastik, Spuren- und Mikroschadstoffe bedeuten, die in die Umwelt gelangen. 3,6 Milliarden Menschen haben überdies keinen Zugang zu sanitären Anlagen.“ Die heutige Klärtechnik ist im Wesentlichen älter als 2.000 Jahre und in vielen Teilen der Welt nicht verfügbar. „Konkret bedeutet das, wir brauchen eine neue Architektur der Wasser- und Abwassertechnologie, die auch in Ländern ohne Abwasserinfrastruktur funktioniert und dort unkompliziert eingesetzt werden kann“, schildert Roland Damann – große Ziele für kleine Bubbles.

Mehr zu MicroBubbles: microbubbles.org

MicroBubbles Modellzeichnung
MicroBubbles Modellzeichnung

DARUM ENGAGIEREN WIR UNS Weil Mikroplastik ein ernstzunehmendes, globales Problem ist – mit bisher kaum abschätzbaren negativen Auswirkungen auf unser Ökosystem. Weil wir Vorreiter sind und Lösungen entwickeln wollen, noch bevor rechtliche Bestimmungen uns dazu zwingen.
Weil uns die Leidenschaft und Energie des Innovators von der ersten Sekunde an überzeugt haben.

DAS MACHEN WIR KONKRET Aus der Idee haben wir eine GmbH gegründet. Wir liefern die Rahmenbedingungen, damit sich der Innovator und sein Team zu 100 Prozent auf die Arbeit konzentrieren können. Wir promoten das Thema auf Messen und Kongressen und unterstützen dabei, öffentlich sichtbar zu werden.

DAS IST DAS POTENTIAL, DAS WIR SEHEN Die Entwicklung einer revolutionäre Technologie zur Wasser- und Abwasserreinigung – kostengünstig, mit geringem Energiebedarf, autonom. Mit der wir einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz und zur proaktiven Verbesserung aller Gewässer leisten können. Das große Ziel: sauberes Wasser, frei von Mikroplastik und Mikroschadstoffen.

WEITERDENKEN Die Technologie bietet weitreichendes Innovationspotential, auch außerhalb der Mikroplastikproblematik. Was ist möglich und wie helfen uns kleine Bubbles dabei, die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen? Das wollen wir wissen.

Science-Youtuber Jacob Beautemps stellt bei Breaking Lab die MicroBubbles-Technologie vor

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