Spätestens seit der Covid-19-Pandemie wissen wir: Viren sind eine Bedrohung für die Gesundheit der Menschen weltweit. Trotz des beachtlichen Erfolgs von Impfstoffen werden zusätzlich antivirale Medikamente benötigt, um Erkrankten helfen zu können. Auch in Zukunft wird die Gefahr neuer Pandemien bestehen, weshalb wir das Repertoire an sofort einsetzbaren Gegenmitteln mit Breitbandwirkung erweitern müssen. Es ist nicht möglich abzuschätzen, wann diese Mittel benötigt werden. Aus diesem Grund ist das Investment in Forschung- und Entwicklungsleistungen in diesem Bereich mit besonders hohem finanziellen Risiko für forschende Unternehmen verbunden. Damit diese dringend notwendige Entwicklung dennoch vorangetrieben wird, hat die Bundesagentur für Sprunginnovationen im Sommer 2021 zu dieser ersten SPRIND-Challenge aufgerufen. Dabei treten Teams parallel mit unterschiedlichen Lösungsstrategien an, um in einem Wettbewerb über drei Jahre die vielversprechendsten Wirkstoffe im Kampf gegen Viruserkrankungen zu finden.
NEUN TEAMS STARTETEN IN DIE CHALLENGE
Nach Ausruf des Wettbewerbs 2021 entschied eine renommierte Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft unter Leitung des Mitbegründers von Quiagen, Detlev Riesner, welche neun Teams die Suche nach neuen antiviralen Wirkstoffen antreten werden. Finanziert mit bis zu 700.000 Euro gingen sie wissenschaftlich neue Wege unter Verwendung hochinnovativer Technologie und noch nie dagewesener Konzepte. Alle Teams vereint ein gemeinsames Ziel: der möglichst direkte Weg hin zu einem zulassungsfähigen Produkt. Dabei erhielten die Teams tatkräftige Coaching-Unterstützung durch Biopharma Excellence und konnten ihre Erfahrungen während der Challenge Days in Leipzig mit Experten des Biotech-Ökosystems wie Eicke Latz oder Ingmar Hoerr teilen.
Rund ein Jahr nach Beginn der Challenge traten die neun Teams im Oktober 2022 erneut vor der Jury an. Für das folgende Jahr stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bis 1,5 Millionen Euro pro Team zur Verfügung. Neben der Präsentation vor der Jury erhielten die Teams auch die Chance, ihre Projekte renommierten Investor:innen vor Ort und virtuell vorzustellen. Damit soll möglichst frühzeitig der Kontakt zu Investoren und Markt gesucht werden, um die innovativen Produkte schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. Basierend auf wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Kriterien hat die Jury sechs Teams für die zweite Stufe der Challenge ausgewählt.
Diese Teams haben die Jury mit ihren Ideen für einen Quantensprung für neue antivirale Medikamente überzeugt:
• Virus Trap – eine komplett neuartige Technologie zum Einfangen von Viren mittels Nano-Halbkugeln aus DNA (Prof. Dr. Hendrik Dietz, TU München)
• RNA-drugs – das Binden von bisher pharmakologisch ignorierten nicht-kodierenden RNA-Sequenzen durch small molecules (Prof. Dr. Harald Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
• PROTAC-powered antivirals – die direkte Zersetzung von Virenbestandteilen durch proteasomalen Abbau (Prof. Dr. Mark Brönstrup, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)
• MucBoost – die sofortige Bindung von Viren noch in der Lunge über bispezifische Peptide (Dr. Daniel Lauster, FU Berlin)
• CRISPR/Cas13-mediated antiviral therapy – die gezielte Nutzung evolutionär optimierter Genscheren zur Viren-Abwehr (Prof. Dr. Elisabeth Zeisberg, Universitätsmedizin Göttingen)
• iGUARD platform – KI-basiertes RNAi-Design zur Virenbekämpfung in der Lunge (Prof. Dr. Axel Schambach, Medizinische Hochschule Hannover)
EIN JAHR BIS ZUR NÄCHSTEN JURYSITZUNG
Im Anschluss an die zweite Stufe der Challenge wird die Jury im kommenden Herbst erneut zu den Zwischenergebnissen tagen, anhand derer sich entscheidet, welche Teams die nächste und finale Stufe der Challenge erreichen und weiter durch die SPRIND finanziert werden. In der Zwischenzeit entwickeln die Teams ihre innovativen Methoden weiter und stellen sich ersten kommerziellen Hürden wie der Produktion von GMP-Material und toxikologischen Studien.
SPRIND Challenges
SPRIND Challenges sind Innovationswettbewerbe, die zum Ziel haben, Lösungen für die großen gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit hervorzubringen. Sie entwerfen die Vision einer besseren Zukunft und versammeln die Wissenschaftler:innen, Innovator:innen und Entrepreneur:innen, die diese Vision Wirklichkeit werden lassen können. Bewerben kann sich nahezu jeder, egal ob universitäre Einrichtung, Forschungsinstitut oder Start-up.
Weitere Informationen zur Challenge „Ein Quantensprung für neue antivirale Mittel“ gibt es hier.
Zum YouTube-Video von Breaking Lab zur Challenge geht es hier.