SPRIND Challenge Carbon-to-Value geht mit fünf Teams an den Start

Auf der Pariser Klimakonferenz wurde der Beschluss gefasst, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, um so drastische Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Wesentlich dafür ist, CO₂-Emissionen zu reduzieren. Das wird jedoch nicht reichen: Zusätzlich müssen gigantische Mengen CO₂ wieder aus der Atmosphäre entfernt werden.

Bereits heute existieren verschiedene Verfahren, die es ermöglichen, der Atmosphäre CO₂ zu entziehen. So haben innovative Unternehmen beispielsweise Verfahren entwickelt, bei denen Luft durch riesige Ventilatoren angesaugt, das CO₂ abgeschieden und dann in geologischen Formationen gespeichert wird. Diese Verfahren sind mit etlichen 100 Euro pro entfernter Tonne CO₂ allerdings sehr teuer. Dazu kommt, dass selbst die größte dieser Anlagen heute maximal 4.000 Tonnen CO₂ pro Jahr abscheiden und speichern kann. Technologischer Fortschritt wird dafür sorgen, dass die Kosten zukünftig sinken und die Mengen von entferntem CO₂ deutlich steigen werden. Es bleibt aber völlig offen, ob dieser technologische Fortschritt, getrieben durch die Finanzierung mit (freiwilligen) Klimazertifikaten, ausreichen wird, um die nötige Menge von Milliarden Tonnen CO₂ jährlich zu stemmen.

Daher bedarf es neuer Lösungswege, die die langfristige Speicherung großer Mengen CO₂ nachhaltig und wirtschaftlich macht. Genau hier setzt die Carbon-to-Value Challenge der SPRIND an. Ziel der Challenge ist es, Verfahren zu entwickeln, die das CO₂ der Atmosphäre in langfristig haltbare und werthaltige Produkte bringt – und das über skalierbare Verfahren.

Fünf dieser möglichen Lösungswege unterstützt die SPRIND ab sofort – denn die Teams dahinter wurden nun dazu auserwählt, mit ihren vielversprechenden Ansätzen in die zweite SPRIND Challenge Carbon-to-Value zu starten. Im Rahmen eines zweistufigen Auswahlverfahrens hat die internationale Jury bestehend aus Wissenschaftler:innen, Innovator:innen, Unternehmer:innen und Investor:innen die aussichtsreichsten Ideen aus 66 Einreichungen gefunden. Dabei konnten die Jurymitglieder Anne Lamp, Richard Templer, Carlos Härtel, Mark Hartney und Henrik Pontzen neben ihrer Expertise auch ihre Erfahrung in der Umsetzung von radikalen Neuerungen einbringen.

VIELFÄLTIGE LÖSUNGEN FÜR EINE GROSSE HERAUSFORDERUNG

Dass es keine Universallösung für die Entfernung von CO₂ gibt, zeigt auch die Vielfalt der Teams, die an der Challenge teilnehmen.

Die Jury: Mark Hartney, Richard Templer, Anne Lamp, Carlos Härtel, Henrik Pontzen (v. l. n. r.)
Die Jury: Mark Hartney, Richard Templer, Anne Lamp, Carlos Härtel, Henrik Pontzen (v. l. n. r.)

ROBINIA

Das Team ROBINIA, zusammengesetzt aus Vertretern des Fraunhofer IWS Dresden, Fraunhofer WKI Braunschweig, STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH und der LEAG Cottbus, forscht an einem Baumaterialersatz für Beton- und Stahlkonstruktionen. Dabei entwickeln sie einen Verbundstoff aus dem schnellwachsenden und sehr robusten Baum Robinie. Dieser Verbundstoff soll zum Bau von Brücken und Windkraftanlagen verwendet werden und selbst unbehandelt 80 bis 100 Jahre der Witterung standhalten.

Team ROBINIA

Carbon-to-Concrete

Beton bildet gleich für zwei Teams den Ausgangspunkt, die so die Bauindustrie revolutionieren wollen, welche allein für acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Das Projekt Carbon-to-Concrete der OCS GmbH entwickelt dafür einen Zementersatzstoff, bei dem das Mineral Olivin im Fokus steht. Durch die richtige Verarbeitung möchte das Unternehmen, Beton CO₂-negativ herstellen und so bis zu 300 Kilogramm CO₂ je Tonne Beton aus der Atmosphäre entfernen.

Team CARBON-TO-CONCRETE

Carbo Culture

Carbo Culture ist ein finnisches Unternehmen, das Kohlenstoff aus Abfallbiomasse bindet. Ihre patentierte Technologie (CarbolysisTM) erzeugt hochwertige Biokohle, die in Beton zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks und als Wärmeleiter verwendet werden kann. Als längerfristige Endanwendung könnte sie den Wert des gebundenen Kohlenstoffs erhöhen und zusätzliche Einnahmen für die Kohlenstoffentfernung bieten. So kann der Preis für die Kohlenstoffentfernung gesenkt werden, während sie skaliert.

Team Carbo Culture

enaDyne

Mittels einer neuartigen Plasmakatalyse ist das Unternehmen enaDyne in der Lage, CO₂ mit geringem Energieaufwand in Methanol und andere Kohlenwasserstoffverbindungen umzuwandeln, die in hohem Maße von der chemischen Industrie zur Herstellung langlebiger Kunststoffe benötigt werden. Bislang werden diese Verbindungen noch durch die Verarbeitung fossiler Rohstoffe hergestellt.

Team enaDyne

C-Cause

Ein ähnliches Ziel verfolgt das Projekt C-Cause. Das Team wird vom Alfred-Wegener-Institut angeführt und durch die Unternehmen Carbonwave und Seafields sowie durch weitere Forschungseinrichtungen komplettiert. In den Ozeanen sollen riesige Sargassumfarmen entstehen. Sargassum ist eine Alge, die sehr schnell wächst und dafür dem Meerwasser stetig CO₂ entzieht. Durch den natürlichen Ozean-Atmosphäre-Austausch wird dieses Defizit ausgeglichen und die atmosphärische CO₂-Konzentration gesenkt. In der weiteren Verarbeitung wird aus dem Sargassum Ethanol zur Kunststoffherstellung gewonnen. Der Vorteil ist, dass das CO₂-Sequestrierungspotential der Alge um ein Vielfaches höher als beispielweise das von Bäumen ist und außerdem keine Konflikte bei der Landnutzung, wie für die Nahrungssicherung, entstehen. Das C-Cause-Team steht in regelmäßigem Kontakt mit Forschern der BASF über die mögliche Integration von Produkten aus der Algenzucht in zukünftige Wertschöpfungsketten der chemischen Industrie.

Team C-Cause

Die Teams haben nun zwölf Monate Zeit, um die Realisierung ihrer Projekte voranzutreiben. Diese unterstützt die SPRIND mit jeweils bis zu 600.000 Euro und intensiver Begleitung. Im Anschluss an diese erste Stufe der Challenge wird die Jury erneut zu den Zwischenergebnissen tagen, anhand derer sich entscheidet, welche Teams die nächste Stufe der Challenge erreichen und weiter durch die SPRIND finanziert werden.

SPRIND CHALLENGES

SPRIND Challenges sind Innovationswettbewerbe, die zum Ziel haben, Lösungen für die großen gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit hervorzubringen. Sie entwerfen die Vision einer besseren Zukunft und versammeln die Wissenschaftler:innen, Innovator:innen und Entrepreneur:innen, die diese Vision Wirklichkeit werden lassen können. Bewerben kann sich nahezu jeder, egal ob universitäre Einrichtung, Forschungsinstitut oder Start-up. Wir sind davon überzeugt, dass das Potential für Sprunginnovationen erst in der Umsetzung sichtbar wird. Deshalb werden die Challenge-Teams schnell und unbürokratisch finanziert und starten umgehend in einen mehrstufigen Wettbewerb.

Weitere Informationen zur Carbon-to-Value-Challenge gibt es hier.

Zum YouTube-Video von Breaking Lab zur Challenge geht es hier.

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