Viren sind eine unberechenbare Bedrohung für die weltweite Gesundheit, für Wirtschaft und Gesellschaft - das wissen wir spätestens seit der SARS-CoV-2 Pandemie. Seit Beginn der Pandemie sind mehrere Millionen Tote zu beklagen. Noch immer fehlt es an wirksamen Therapeutika gegen SARS-CoV-2 und neu auftretende Varianten. Tatsache ist: Auch gegen viele anderen Viren gibt es bis heute keine Therapeutika. Potenzierende Viruslast, hohe Mutationsraten und limitierte Angriffspunkte sind Viren inhärent, machen sie zu wahren Überlebenskünstlern und stellen hohe Anforderungen an die Wirkstoffentwicklung. Das große Verlangen die Pandemie zu überwinden, verhalf neuen Technologien auf der Basis von mRNA und ebenso neuen Wegen in der drug delivery zum schnellen Durchbruch in der Impfstoffentwicklung - entgegen den Erwartungen vieler Experten.

Analog dazu braucht es Durchbrüche in der antivirale Wirkstoffentwicklung. Es braucht hochinnovative Ansätze, die eine Bekämpfung von viralen Infektionen ermöglichen. Deswegen unterstützt die SPRIND mit dieser Challenge neue technologische Ansätze für Sprunginnovationen zur Bekämpfung von viralen Infektionen.

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Ziel der Challenge: Neue Ansätze für die Wirkstoffentwicklung antiviraler Therapeutika

Ziel der Challenge ist es mit bahnbrechenden Technologien das Repertoire an antiviralen Therapeutika zu erweitern, damit in Zukunft neue Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl stehen und Patient:innen schnell geholfen werden kann. Die Challenge Teams entwickeln Ansätze für Breitbandvirostatika und Plattformtechnologien zur schnellen Entwicklung antiviraler Wirkstoffe. Am Ende der Challenge soll der aus dem Lösungsansatz hervorgegangene Wirkstoff in einem der Entwicklungsstufe angepassten Proof of Concept getestet werden.

Die Teilnahme an der Challenge fordert die Teams voll und ganz. Wir begleiten und fördern Sie deshalb intensiv und individuell. Dazu gehört die Finanzierung der Teams genauso wie eine individuelle Betreuung durch eine:n Challenge Coach:in, der:die einschlägige Erfahrung im Challenge-Bereich hat und selbst schon Innovationen mit hohem Impact umgesetzt hat.

Im ersten Jahr der Challenge hat die SPRIND die Arbeit der Teams bereits mit bis zu 700.000 Euro finanziert, im zweiten Jahr mit bis zu 1,5 Millionen Euro sowie im laufenden dritten Jahr mit bis zu 2,5 Millionen Euro. Damit sich die Teams voll und ganz auf ihre Innovationen konzentrieren können, finanzieren wir schnell und unbürokratisch.

Noch einen Schritt weiter gedacht: Ideen mit dem Potential für Sprunginnovationen müssen in den Markt gebracht werden, um Patient:innen zugute zu kommen. Deswegen unterstützt die SPRIND Projekte mit Sprunginnovationspotential auch nach Ende der Challenge weiter.

Im Oktober 2023 hat die Expertenjury im Auftrag der SPRIND die Teilnehmer für die dritte und letzte Stufe der Challenge Broad-Spectrum Antivirals ausgewählt. Vier Teams erhalten für die kommenden zwölf Monate jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro für die Weiterentwicklung ihrer radikal neuen Wirkstoffe gegen virale Krankheiten.

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Science-Youtuber Jacob Beautemps stellt bei Breaking Lab die sechs Challenge-Teams der 2. Stufe vor

Breaking Lab Antivirale Mittel

Revolution in der Medizin? Jacob Beautemps schaut sich die CRISPR CAS Technologie genauer an

Breaking Lab Antivirale Mittel

Unsere Jury aus Wissenschaftler:innen und Science Entrepreneurs wählt unter allen Bewerbungen die Teams aus, die das Zeug dazu haben, Sprunginnovationen umzusetzen.

Joachim Spatz

Joachim Spatz

Karin Mölling

Karin Mölling

Detlev Riesner

Detlev Riesner

Nikolaus Rajewsky

Nikolaus Rajewsky

Manfred Schubert-Zsilavecz

Manfred Schubert-Zsilavecz

Holger Reithinger

Holger Reithinger

vom 28.02.2022

Was ist eine Innovation Challenge? Welche Rolle spielen dabei Wettbewerb und Kooperation? Und worum geht es bei den aktuellen Challenges der SPRIND? Unser Host Thomas Ramge fragt: Dr. Diane Seimetz, Mitgründerin von Biopharma Excellence und Innovationscoach, sowie Dr. Jano Costard, Challenge Officer der Bundesagentur für Sprunginnovationen

Zur Podcastfolge

Die Teams können selbst wählen, welche humanpathogenen Viren oder Virenfamilien sie als Ziel ihres Ansatzes wählen.

Innerhalb von 3 Jahren soll ein Proof of Concept (PoC) in einem biologischen Modell möglich sein. Biologische Modelle können zum Beispiel Zellkulturen, Organoide oder Tiermodelle sein.

Die Teams haben jederzeit alle geltenden Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Viren und anderen biologischen Stoffen zu befolgen. Dazu gehört auch, dass Experimente mit Viren ausschließlich in Sicherheitslabors durchgeführt werden dürfen, die eine der Risikoeinstufung des Virus entsprechende Sicherheitsstufe aufweisen. Die Nichteinhaltung von Sicherheitsbestimmungen führt zum Ausschluss aus der Challenge.

Gain-of-Funtion Experiment sind im Rahmen der Challenge verboten. Teams, die Gain-of-Function Experimente durchführen, werden von der Challenge ausgeschlossen.

Die SPRIND unterstützt alle Teams darin das Ziel der Challenge zu erreichen. Dazu gehört, dass die SPRIND die Arbeit der Teams von Beginn der Challenge finanziert. Darüber hinaus stellen wir allen Teams eine:n Coach:in zur Seite, der:die umfassende Erfahrung in der Umsetzung von bahnbrechenden Innovationen hat. Aus dieser Erfahrung heraus unterstützt der:die Coach:in die Teams zum Beispiel in der Planung der Arbeitspakete und Experimente, auch in Hinblick auf die Erteilung von Genehmigungen und Zulassungen, oder in die Vernetzung mit Kollaborationspartner:innen oder Unterauftragnehmer:innen. Darüber hinaus nutzt die SPRIND ihr Netzwerk, um die Umsetzung von Sprunginnovationen zu befördern.

Die SPRIND finanziert die Arbeit der Teams in einem vordefinierten Rahmen.

Die Finanzierung erfolgt als individueller Fixpreis. In Stufe 1 finanziert die SPRIND bis zu 700.000 Euro pro Team. In Stufe 2 kann die Finanzierung bis 1,5 Mio. € betragen und in Stufe 3 bis 2 Mio. € pro Team. Die Teams nennen ihren Fixpreis in der Bewerbung für die jeweilige Stufe. Die Zahlungen folgen den in der Teilnahmevereinbarung definierten Zahlungsplänen. Eine Abrechnung zum Ende einer jeden Stufe erfolgt nicht. Das kalkulatorische Risiko trägt das Team.

Alle Ausgaben, die der Erreichung des Challenge Ziels dienen, können mit den Mitteln der SPRIND finanziert werden. Dazu können zum Beispiel Personalkosten, Geräte und Materialien oder Miete von Laborflächen gehören.

Die Laufzeit der Challenge beträgt 3 Jahre, unterteilt in 3 Stufen. Zu Stufe 1 werden bis zu 11 Teams zugelassen. An Stufe 2 nehmen bis zu 6 Teams teil und die finale Stufe 3 besteht aus bis zu 4 Teams.

Die Rechte am geistigen Eigentum, das während der Challenge durch die Teams geschaffen wird, verbleiben bei den Teams. Die SPRIND erhält ein unentgeltliches und nicht-exklusives Nutzungsrecht an den gefundenen Ergebnissen. Die Teams verpflichten sich, Lizenzen gegenüber Dritten zu marktüblichen Bedingungen einzuräumen.

Die SPRIND ist entschlossen, Sprunginnovationen umzusetzen und Innovator:innen darin zu unterstützen, Innovationen zu den Patient:innen zu bringen. Falls die SPRIND während der Challenge Sprunginnovationspotenzial in den Teams identifiziert, kann deren Arbeit auch nach Abschluss der Challenge weiter unterstützt werden.

Sie haben weitere Fragen?

Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, können Sie uns gerne unter challenge@sprind.org kontaktieren.

Jano Costard
Jano Costard, Challenge Officer

DREI MILLIAR­DEN JAHRE ERFAH­RUNG

Wie CRISPR/­Cas13 RNA-Viren zerschnei­det

Nicht nur Menschen, sondern auch Bakterien müssen sich gegen Viren wehren. Dazu nutzen sie ein antivirales Abwehrsystem namens CRISPR/Cas. In den letzten Jahren hat vor allem CRISPR/Cas9 hohe mediale Aufmerksamkeit erhalten – denn das Enzym lässt sich auch beim Menschen einsetzen: als Genschere.

“CRISPR/Cas9 wurde ursprünglich von Bakterien zur Bekämpfung von DNA-Viren etabliert und wird bereits vielfältig in der Klinik eingesetzt, zum Beispiel für die Therapie von Erbkrankheiten”, erklärt die Medizinerin Prof. Dr. Elisabeth Zeisberg von der Universität Göttingen. Aber Bakterien wehren sich nicht nur gegen DNA-Viren: Dank eines Enzyms namens CRISPR/Cas13 können Bakterien auch RNA-Viren zerschneiden und die Viren damit unschädlich machen.
CRISPR/CAS13
Wo genau die RNA zerschnitten werden soll, wird vorher am Computer analysiert. Zeisberg hat drei Kriterien für eine optimale RNA-Stelle aufgestellt: Das Virus muss an einer relevanten Stelle getroffen werden, die ausgesuchte RNA-Stelle sollte möglichst nicht von Mutationen betroffen sein und es darf kein Äquivalent im menschlichen Genom geben. “Im Falle von SARS-CoV-2 haben wir 31 solcher RNA-Stellen zusammen mit den entsprechenden Guide-RNAs identifiziert, von denen sich sieben in einem Modellsystem als optimal herausgestellt haben.”

“CRISPR/­Cas9 wurde ursprüng­lich von Bakterien zur Bekämp­fung von DNA-Viren etabliert und wird bereits vielfältig in der Klinik eingesetzt, zum Beispiel für die Therapie von Erbkrank­heiten.”

Dass die ausgewählten RNA-Stellen eher nicht von Mutationen betroffen sind, bestätigte sich bereits in der Pandemie. “Alle von uns als optimal befundenen Guide-RNAs, die wir wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt identifiziert haben, als es nur die Wuhan-Variante des SARS-CoV-2 Virus gab, decken alle weiteren bisherigen Varianten zu 100 Prozent ab”, erzählt Elisabeth Zeisberg und fügt optimistisch hinzu: “Das macht es wahrscheinlich, dass auch zukünftige Varianten, die wir heute noch nicht kennen, effektiv behandelt werden können.”

Derzeit beschäftigt sich Elisabeth Zeisberg vor allem mit der Frage, wie das Verpackungsmaterial rund um die CRISPR/Cas13-Enzyme aufgebaut wird: “Also wie bekommen wir die Therapie dahin, wo wir sie brauchen, also im Fall von SARS-CoV-2 in die Atemwege? Das ist jetzt der Schwerpunkt unserer Arbeit, hier eine Formulierung zu entwickeln, damit wir ein effektives Nasenspray beziehungsweise einen effektiven Inhalator entwickeln können."
CRISPR/CAS13
Als die Corona-Pandemie 2020 ausbricht, wird eine Therapie gegen RNA-Viren dringend benötigt. “Da fanden wir es naheliegend, dass wir CRISPR/Cas13 als antivirale Therapie für uns Menschen nutzen können, sozusagen als Geschenk der Natur”, sagt Zeisberg, Gründerin der Avocet Bio GmbH. Tatsächlich kann Zeisberg mit ihrem Team innerhalb kürzester Zeit zeigen, dass CRISPR/Cas13 in mit SARS-CoV-2 infizierten Zellen die Infektiosität zu 99 Prozent reduziert. Und nicht nur der Proof of Concept in den Zellen gelingt, auch die ersten Tierversuche sind erfolgreich: “Bei mit SARS-CoV-2 infizierten Hamstern kam es zu einer deutlichen Reduktion der Lungenschäden”, berichtet Elisabeth Zeisberg.

Damit das Enzym CRISPR/Cas13 die virale RNA zerschneiden kann, muss es zunächst an die richtige Stelle gebracht werden. Dazu werden sogenannte Guide-RNAs – kleine RNA-Schnipsel – benötigt. Die Guide-RNAs leiten Cas13 zur Ziel-RNA-Sequenz. Dort bindet Cas13 und zerschneidet die RNA zielgerichtet.
CRISPR/CAS13
CRISPR/CAS13
CRISPR/CAS13
Neben SARS-CoV-2 konzentriert sich Zeisberg mit ihrem Team mittlerweile auch auf eine weitere Erkrankung: Tollwut. “Das ist eine Erkrankung, wo es bis heute, wenn man nicht innerhalb kürzester Zeit behandelt wird, einfach keine wirksame Therapie gibt, wenn man nicht geimpft ist. Deshalb sterben etwa 60.000 Menschen jedes Jahr an Tollwut”, erklärt Elisabeth Zeisberg ihre Motivation.
CRISPR/CAS13
CRISPR/CAS13
Zeisberg verfügt über langjährige Erfahrungen mit der CRISPR-Technologie. Als Kardiologin setzt sie CRISPR vor allem zur Erforschung der Organfibrose ein – der fehlerhaften Vernarbung von Organen wie dem Herzen. An ihrer Arbeit fasziniert die Wissenschaftlerin vor allem die Entwicklung von Neuem und die Perspektive, etwas zu bewegen. “Aber auch die Lehre und die Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern macht mir Freude”, sagt Zeisberg.

Als Mentorin ist es ihr besonders wichtig, anderen Frauen ein Vorbild zu sein. Die Mutter von vier Kindern weiß: “Frauen haben es immer noch schwerer als Männer, wenn sie Kinder haben und Vollzeit arbeiten. Ich möchte jungen Frauen Mut machen, das zu tun, was sie wollen.”
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