Fortschritte bei der Entwicklung und dem Training von Künstlicher Intelligenz (KI) haben massive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. KI-Modelle können den medizinischen Erkenntnisgewinn beschleunigen, selbstlernende Industrieroboter oder auch komplexe Verkehrsprozesse optimieren. Die Fähigkeit, Daten für KI zu verarbeiten und zu nutzen, wirkt sich damit unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Volkswirtschaften aus.
Im Wettlauf um leistungsfähige KI dominieren aktuell wenige Unternehmen, die über große zentralisierte Rechenkapazitäten verfügen. Insbesondere Unternehmen in Nordamerika und Asien sind dabei führend. Deutschland und Europa verlieren zunehmend den Anschluss beim Training großer KI-Modelle und können dadurch bei dieser Schlüsseltechnologie nicht ernsthaft konkurrieren. Um dieser Herausforderung zu begegnen, startet die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) heute die SPRIND Challenge „Composite Learning“, einer Komposition aus dezentralem, verteiltem und föderiertem Lernen. Dabei erarbeiten bis zu zehn Teams in drei Stufen Lösungen für das dezentrale Training von KI-Modellen auf heterogener Hardware. Die Challenge knüpft an das im Rahmen der europäischen 8ra-Initiative entstehende „Important Project of Common European Interest“ zu „Next Generation Cloud Infrastructure and Services“ (IPCEI-CIS) an.
Dr. Anna Christmann, Beauftragte für die Digitale Wirtschaft und Start-ups im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: „Die Wirtschaft in Deutschland und Europa braucht eigene Fähigkeiten und Kapazitäten bei zentralen Digitaltechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Cloud. Dazu muss es gelingen, Knowhow und Ressourcen zu bündeln. Mit dem Innovationswettbewerb der SPRIND nehmen wir das dezentrale Training von KI-Modellen in den Fokus. Das ist ein wichtiger Schritt, um die digitale Souveränität Deutschlands und Europas zu stärken. Ich hoffe auf eine breite Beteiligung und dass wir die Ergebnisse der Challenge schon bald in der Anwendung sehen.“
Die Teams arbeiten an der technologischen Grenze des Möglichen und gestalten die Zukunft von dezentralisiertem KI-Training. Ziel der Challenge ist die Entwicklung eines umfassenden Frameworks, welches das Potenzial von Composite Learning in verteilten und heterogenen Umgebungen demonstriert. Die Lösungen sollen zeigen, wie KI-Modelle auf verschiedenen Geräten und Standorten, mit unterschiedlicher Hardware und Daten, effizient und sicher trainiert werden können. Dabei sollen innovative Ansätze entwickelt werden, um bestehende Einschränkungen zu überwinden, wie etwa mangelnde Kompatibilität zwischen verschiedenen Chips, Kommunikationsengpässe und die Abhängigkeit von zentralen Update-Servern.
Die SPRIND Challenge „Composite Learning“ hat eine Laufzeit von 2,5 Jahren in 3 Stufen. Für die Finanzierung der Teams stehen insgesamt fast zwölf Millionen EUR zur Verfügung. In Stufe 1 wird die SPRIND bis zu zehn Teams finanzieren, in Stufe 2 bis zu sieben Teams und in Stufe 3 bis zu fünf Teams. Für Stufe 1 bekommen die ausgewählten Teams zu Beginn der Challenge jeweils bis zu 530.000 Euro. Diese schnelle, flexible und unbürokratische Finanzierung trägt maßgeblich zum Erfolg des Projekts bei.
Bewerbungsschluss für die Teilnahme an der SPRIND Challenge „Composite Learning“ ist der 15.01.2025. Weitere Informationen und die Teilnahmebedingungen sind hier zu finden.
ÜBER IPCEI-CIS
Der Innovationswettbewerb knüpft an die Arbeit des IPCEI-CIS des BMWK zur Förderung der digitalen Souveränität Deutschlands und Europas an. Das übergeordnete Förderziel, fortschrittliche Technologien für das „Multi-Provider Cloud-Edge Continuum“ zu entwickeln, ist darauf angelegt, den Austausch und die Verarbeitung großer Mengen von Daten mit extrem niedriger Latenz zu ermöglichen.
Das IPCEI-CIS ist die zentrale digitale Initiative für Europa, die von mehr als 100 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus 12 EU-Mitgliedstaaten vorangetrieben wird, um das weltweit erste "Multi-Provider Cloud-Edge Continuum" aufzubauen. Das Hauptziel ist es, eine völlig neue dezentrale Software-Infrastruktur für die fortschrittliche Nutzung von Datenverarbeitungsressourcen von der Cloud bis zur Edge zu schaffen. Dieses neuartige offene Ökosystem, das von mehreren Anbietern betrieben wird, wird sowohl technologische Abhängigkeiten als auch Lock-in-Effekte reduzieren. Darüber hinaus wird es neuartige und innovative datengetriebene Geschäftsmodelle ermöglichen, z.B. im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz und IIoT (Industrial-Internet-of-Things), für ein breites Einsatzspektrum in Branchen wie Fertigung, Mobilität, Energie und Tourismus.